Prekäre Lage

Betreuung Torsten Köchlin
Hauptprojekt 2015

Projektbeschreibung

Das Projekt beschäftigt sich mit prekären Verhältnissen, wie sie in Wirtschaft, Politik, Gesellschaft, Umwelt oder privatem Kontext existieren. Innerhalb des Themas sollen nach individuellen Interessen eigene Fragestellungen formuliert und in Buch- form umgesetzt werden.

Im Zuge steigender Zahlen digitaler Publikationsformen sieht sich das gedruckte Buch neuen Herausforderungen ausgesetzt. Der Stellenwert überzeugender spezi scher Gestaltungskonzeptionen steigt. Das Projekt zielt darauf ab, außergewöhnliche Ideen und Erzählformen zu gedruckten Büchern oder hybriden Buchformen zu  nden und eine eigenständige Haltung als Autor und Gestalter zu entwickeln. 

Begleitend zur Entwurfsarbeit ermöglichen Übungen, das Thema aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten und dadurch zu einer präzisen Ausformulierung der eigenen Fragestellung zu gelangen.

Inszenierung prekärer Situationen im öffentlichen Raum
Recherche narrativer Strukturen
Workshop Buch als Objekt
Workshop Buch als urbaner Raum
Vortrag Schriftwahl und Schriften mischen
Workshop Typografie
Recherche Material und Verarbeitung, Herstellung
Exkursion in eine Druckerei
Präsentation

 

Inszenierung prekärer Situationen
Im Rahmen der Inszenierung prekärer Situationen im öffentlichen Raum werden ortsspezifsche soziale Normen refektiert und deren Grenzen ausgelotet. In Gruppenarbeiten entstehen eine Tanzperformance in der Schlange einer Imbissbude, eine Besetzung einer Ikea-Musterwohnung, eine Fahrstuhlparty in einem Verwaltungsgebäude, ein Photocrashing am Brandenburger Tor sowie eine Paketübergabe in einem U-Bahnhof.

 

Workshop "Buch als Objekt"
Im Workshop »Buch als Objekt« werden existierende Bücher zerstört und zu neuen Objekten zusammengesetzt. Dabei entstehen Kommentare und Neuinterpretationen der ursprünglichen Titel und radikale Transformationen des Ausgangsmaterials.

 

Typografe-Workshop
Der Typografe-Workshop erprobt auf spielerisch-experimentelle Weise typografsche Ausdrucksformen anhand von Einzelbegriffen und Mengentext.

 

Exkursion
Die Exkursion zu Königsdruck bietet Einblicke in sämtliche Arbeitsschritte der Druckerei, vom druckfähigen PDF bis zum gebundenen Buch. Desweiteren liefert sie Inspiration zur buchbinderischen Verarbeitung.

 

Ergebnisse


Pia Denker 
refektiert in "Station 30" anhand von Originaldokumenten, Fotos und Aufzeichnungen der Mutter die Situation während ihrer Leukämie-Erkrankung.

 

"Homo Sapiens Danseur Classique" beschreibt den Tagesablauf eines professionellen Ballett-Tänzers. Elise Scheider verlegt die Bildebene der Geschichte von der Bühne in den Zookäfig und findet dabei überraschende Analogien. 

 

In "Die Vernetzung der Welt und die Zerstreuung des Einzelnen" dokumentiert Theresa Peter die eigene mobile Kommunikation und verknüpft die Ergebnisse mit medientheoretischen Texten. 

 

Franziska Panitz begleitet vier (teilweise freiwillig) wohnungslose Menschen über mehrere Monate und dokumentiert ihre Erfahrungen in "Ungebunden". 

 

Maria Engelhardt und Hanka Lux illustrieren im Buch "Familie" ein romantisches Idyll, das im starken Kontrast zur Härte der anonym berichteten Familiengeschichten steht. 

 

Wiebke Stöwhaase begegnet ihrem leiblichen Vater wenige Wochen vor Semesterbeginn zum ersten Mal. In "4 Monate, 6 Wochen, 28 Tage" kommentiert er anhand von Stasi-Unterlagen seinen Zustand in der DDR, zwei Fluchtversuche, Haftaufenthalte und Abschiebung. 

 

Desweiteren führt Paul Eschenbach Interviews mit Flüchtlingen aus Afghanistan und dem Irak. Sophia Hirsch beschäftigt sich mit Jugendlichen, die aus Moralempfinden gegen Gesetze verstoßen. Sebastian Gotzmann besucht im Rahmen einer Auseinandersetzung mit Kirche, Glaube und Religion alternative Gottesdienste. Agnes Wagner führt Interviews mit Transsexuellen zum Thema "Identität". Anne Schipplick rekonstruiert die Vertreibung des Großvaters aus Pommern anhand von Erinnerungsfragmenten. Bas van Geuns analysiert Unterschiede der medialen Berichterstattung in Russland und den Niederlanden zum Flugzeugabsturz MH17. Maike Latarius kritisiert die Politik der Europäischen Union für die verlorene Sortenvielfalt am Apfelmarkt.

Vielen Dank an alle Beteiligten für die konstruktiven Diskussionsrunden innerhalb des Kurses. Besonderen Dank an Jürgen Huber und alle Mitarbeiter des Fachbereichs für ihre Unterstützung.